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Ehen und Familien der Zukunft brauchen Ja-Sager und Hoffnungsstifter in Begrenzungen!

Im Sommerforum des Forums Ehe+Familie FEF am 25. August 2017 riet der Babyboomer Dr. Markus Müller den Anwesenden, nicht in die Optimierungswahn-Falle zu tappen, sondern stattdessen Hoffnung fürs Menschsein in der Begrenzung zu verbreiten.

Müllers Ausgangslage war die Frage, wie gesellschaftliche Trends die FEF-Mitgliedsorganisationen für ihre Arbeit für Ehe und Familie herausfordern. Er griff dabei zurück auf sein neustes Buch „Lebensplanung für Fortgeschrittene – Wie wir älter werden wollen“ (SCM). Die Agenda der Optimierer des 21. Jahrhunderts sei ein Jagen nach dem Besiegen von Alter und Tod, das Herbeiführen eines dauerhaften Wohlbefindens und dass der Mensch, der Homo Sapiens, zum „Homo Deus“ werde und die Rolle von Gott übernehmen wolle. Als treibende Kräfte – nicht nur in Ehe und Familie – nimmt Müller die Selbstbestimmung und Gegenwartsoptimierung wahr, gleichzeitig fehle ein Bild von der Zukunft. Statt ins übliche Lamentieren gegenüber Missständen einzustimmen, „können Christen eine Schnur spannen von der Vergangenheit in die Zukunft, damit die Mauer des Lebens gerade gebaut wird“. Das sei laut Müller die hebräische Bedeutung des Wortes „Hoffnung“. Dazu gehöre der Mut zum Scheitern und dem Ja-Sagen zum nichtparadiesischen Zustand. Familien und Ehen im 21. Jahrhundert brauche Menschen, die sehen würden, was Gott vorschwebe. Der Anker von Christen sei ein ganz anderer als die Optimierung des Menschen.

Am FEF-Sommerforum wurde die Arbeit in den Fachkreisen wieder aufgenommen und mit Bernhard Möri und Susanna Aerne wurden zwei Vertreter des Schweizerischen Weissen Kreuzes ins Leitungsteam gewählt, die in den vergangenen Monaten bereits den Kurs der Arbeitsgemeinschaft mitgestaltet haben.

Das Winterforum findet am Freitagvormittag, 26. Januar 2018 in Zürich statt und steht weiterhin auch Interessierten offen.

 

(c) Foto: N. Mosimann

swissfuture-Hoffnungsbarometer 2015: Die Schweiz hofft primär auf Harmonie im eigenen Privatleben

Für ihr privates Leben blicken Schweizerinnen und Schweizer optimistisch ins kommende Jahr 2015 – obwohl die Erwartungshaltung für die nationale Wirtschaft deutlich zurückhaltender ist und die Erwartung in die nationale Politik seit einigen Jahren abnimmt.

Dabei ist bei den grossen persönlichen Hoffnungen insbesondere die Hoffnung auf Harmonie im eigenen Privatleben ein Kernanliegen, das seit drei Jahren kontinuierlich am Wachsen ist und mittlerweile nach der Hoffnung auf eine glückliche Ehe und die eigene Gesundheit die drittwichtigste Hoffnung ist – deutlich vor Anliegen aus der Arbeitswelt, der Sozialpolitik oder der Religion.

Dieser Trend zur Fokussierung auf die eigene Privatheit bestätigt sich auch bei der Frage nach den wichtigsten Partnern der Hoffnung: Die wichtigsten Personen entstammen alle dem unmittelbaren familiären und privaten Umfeld. Die Repräsentanten der grossen gesellschaftlichen Institutionen wie Universität, Politik, Wirtschaft oder Kirche belegen deutlich abgeschlagen die letzten Ränge.

Einerseits ist es erfreulich, dass die Werte des familiären Umfeldes wieder an Bedeutung gewinnen – trotzdem muss nachgefragt werden, ob es sich hier nicht auch um eine Flucht auf die „Insel Privatheit“ angesichts der zunehmenden Komplexität in Politik und Wirtschaft handelt. Erleben wir ein „Déjà-vu“ nach 200 Jahren? Im 19.Jahrhundert folgte auf die weltoffene, leidenschaftliche und grenzüberwindende Epoche der Romantik der Rückzug in eine konservative, ja geradezu spiessbürgerliche Sehnsucht nach einer beschaulichen Idylle von Haus, Hof und Heim im Zeitalter des Biedermeiers. Wird nun nach der multikulturellen Globalisierung der Postmoderne zu Beginn des 21. Jahrhunderts ein ähnlicher Rückzug stattfinden?

Junge Erwachsene als die „Generation Y“ sind dabei wesentlich interessierter an beruflicher Karriere und Erfolg als allgemein angenommen wird, fragwürdig ist aber die Breite an Erwartungen – an den beruflichen Erfolg, zugleich aber auch ans Eheleben, an die Freizeit und an den Lebenssinn. Wird die „Generation Y“ die Maximierung dieser Work-Life-Balance auf einem derart hohen Niveau tatsächlich schaffen?

swissfuture, die Schweizerische Vereinigung für Zukunftsforschung, hat in November 2014 zum sechsten Mal seit 2009 eine breite Internetumfrage zu Zukunftshoffnungen durchgeführt. 5‘217 vollständige Fragebogen wurden in der Schweiz zurückgeschickt. Zugleich wurde die Hoffnungsumfrage international in deutscher, französischer, englischer, tschechischer und norwegischer Sprache durchgeführt. Die Umfrage unter der Leitung von Andreas Krafft und Andreas Walker von swissfuture wird von Forschenden der Universität St. Gallen, der Masaryk University aus Brno, dem Institut Universitaire de Formation des Maîtres in Rennes, der Universitetet i Stavanger, der University of Malta und der Universität Innsbruck unterstützt.

 

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